Was ist Focusing?
«Durch Focusing im Einklang mit Körper, Gedanken und Gefühlen: Blockaden lösen, Entscheidungen treffen, sich selbst annehmen».
Wir Menschen können über viele Dinge sprechen, die wir erleben oder verstehen. Manchmal gibt es jedoch auch Gefühle oder Situationen, für die uns die richtigen Worte fehlen, obwohl wir sie irgendwie spüren. Mit Focusing lernen wir, Zugang zu diesem inneren Wissen zu finden und uns damit zu verbinden.
“FOCUSING ist die Zeit, die ich mit einem gespürten ETWAS verbringe, ohne schon zu wissen, was es ist.” (Eugene Gendlin)
Diese Begegnung mit sich selbst kann neugierig, annehmend, achtsam und geduldig begleitet werden. Durch diesen Prozess der “inneren Friedensarbeit” können sich Blockaden lösen, Entscheidungen getroffen sowie Selbstfürsorge und Resilienz gesteigert werden.
Entdeckung – Entwicklung von Focusing
Warum profitieren manche Menschen von Psychotherapie und Beratung, während andere keine oder kaum positive Veränderungen erleben?
Diese Frage war bei der Entstehung von Focusing zentral. Eugene Gendlin (1926 – 2017) erkannte nach der Analyse vieler Therapieverläufe verschiedener Schulen und mit Patienten in psychiatrischen Kliniken, dass weder die Technik des Therapeuten noch die behandelten Themen des Klienten ausschlaggebend für den Therapieerfolg sind. Stattdessen ist entscheidend, wie sich der Klient ausdrückt und wie er mit seinem eigenen Erleben in Beziehung tritt.
Die zentrale Erkenntnis war, dass «erfolgreichere» Klienten in der Lage sind, auf eine bestimmte Weise mit ihrem inneren Erleben in Kontakt zu sein. Während gedanklichen und/oder emotionalen Prozessen meldet sich der Körper – auf zuerst noch undeutliche Art – zu Wort. Es kann ein «mulmiges Gefühl» oder «mehr Luftbedarf» oder das Gefühl eines «zugeschnürten Hals» entstehen. Das sind Beispiele, wie Worte versuchen, etwas auszudrücken, das immer noch nicht ganz klar ist. «Focusing», so Gendlin, sei die Zeit, die wir mit einem gespürten Etwas verbringen, ohne schon zu wissen, was es ist. Im Focusing nehmen wir Kontakt zu diesem Vor-Begrifflichen auf, oder, wie Gendlin sagte, zu dem «not yet formed» (dem noch nicht geformten).
Gendlin erarbeitete mit Focusing zuerst eine Methode zur Selbsthilfe bei persönlichen Problemen. Hierzu beschrieb er Focusing in 6 Schritten und setzte sich dafür ein, dass jeder Mensch in der Lage sein sollte, Focusing zu lernen, ohne dafür zuerst eine Fachsprache lernen zu müssen.
Über Florian Christensen
Focusing -Begleiter und Focusing-Trainer
Certifying Coordinator TiFi; Zertifizierender Lehrbeauftragter von The International Focusing Institute New York, Gründer und Inhaber von Focusing-Institut Winterthur. Seminarleiter, Dozent, Psychosozialer Berater PCA/SGfB.
Geboren 1963 in Bremen, aufgewachsen in Deutschland, Südafrika und seit 1971 in der Schweiz, lebe ich seit 1998 in Winterthur. Mein Sohn wurde 2000 geboren.
Meine Kindheit und Jugend waren geprägt von vielen Umzügen, die kulturelle und schulische Veränderungen mit sich brachten. Dadurch musste ich mich immer wieder von gewohnten Umgebungen verabschieden und neu beginnen.
Als Jugendlicher und junger Erwachsener fühlte ich mich oft orientierungslos, suchend, aber auch überzeugt, neugierig und talentiert. Nach der Schule durchlief ich verschiedene Ausbildungen und arbeitete in verschiedenen kaufmännischen Berufen, bis mir klar wurde, dass ich etwas Sinnvolleres machen möchte.
Der Wechsel in den Sozialbereich erfolgte 1987, wo ich Menschen mit geistiger Beeinträchtigung betreute. Später begleitete ich Drogenbenutzer und Aids-Patienten, arbeitete in der Personalberatung, Gruppenleitung und Bereichsleitung in Non-Profit-Organisationen (NPO). Seit 2004 bin ich als Kursleiter, Dozent und Coach tätig, teilweise selbstständig.
2012 entschied ich mich, meine berufliche Selbständigkeit voranzutreiben, um mehr Selbstverantwortung zu übernehmen und mich stärker auf meine Kernaufgabe, die Arbeit mit Menschen, zu konzentrieren.
Ich genieße es, kluge Bücher an Stränden zu lesen, Yoga und QiGong im Freien zu praktizieren, Ausflüge mit meiner Familie zu unternehmen und abends gesellig beisammen zu sein.
Ein Alltags-Beispiel für Focusing, von Florian Christensen, Focusing
Vor ein paar Jahren wurde ich von einem Freund zum Essen eingeladen, der neugierig war, was denn dieses Focusing eigentlich sei. Ich versprach ihm, es nach dem Essen zu erklären. Während des Essens erzählte er mir von seiner Arbeitssituation: Vor zwei Monaten lag er morgens wach im Bett, fühlte sich schlecht und hatte kaum Motivation aufzustehen, um zur Arbeit zu gehen. Eines Morgens, während er mit diesem unangenehmen Gefühl lag, kam ihm der Gedanke: “Die Arbeit macht mir keinen Spaß mehr.” Diese Erkenntnis brachte ihm Erleichterung. Er bemerkte, dass das der Kern des Problems war. An diesem Morgen fuhr er mit einem leichten, innerlich lächelnden Gefühl zur Arbeit. In den nächsten Tagen lag er wieder morgens im Bett und überlegte, was ihm Freude an seiner Arbeit bereiten könnte. Dabei kam er zu dem Schluss, dass er sich mehr mit seinen Kollegen und Kolleginnen und der Kommunikation am Arbeitsplatz beschäftigen wollte. Diese Erkenntnis fühlte sich richtig an und brachte ihm wieder ein positives Gefühl und ein Lächeln.
Ich sagte ihm daraufhin: “Du hast vor dem Essen gefragt, was Focusing ist. Du hast dir die Antwort darauf gleich selbst gegeben: dieses vage, undeutliche Gefühl, das du wahrgenommen hast, bis du erkannt hast, dass es das Gefühl der Sinnlosigkeit bei der Arbeit war. Diese Klarheit hat dir Erleichterung gebracht und dazu geführt, dass du dir weitere Fragen dazu gestellt hast und schlussendlich Antworten darauf gefunden hast, die sich für dich richtig angefühlt haben.»
Das bedeutet, wenn man die Focusing-Schritte beherrscht und begleiten kann, muss ein Klient nicht monatelang unter solchen Qualen leiden. Man kann möglicherweise bereits in ein oder zwei Sitzungen näher an einer Lösung sein.
Wie Eugene Gendlin sagte: “Der Körper weiß, was in einem Problem enthalten ist. Ein Problem ist ein Ganzes. Der Kopf neigt dazu, alles zu zerteilen.” Und weiter: “Das ist es, was wir wirklich suchen: Die Energie und Lebensweise, die die ganze Zeit hätte sein sollen – nicht die Ursachen, warum sie blockiert ist… Der Organismus weiß genau, wie es hätte sein sollen, und er kann es jetzt noch in die Lücke füllen.”
Im Sunnehus in CH-Wildhaus werden regelmäßig Focusing – Seminare von Florian Christensen Focusing Institut Winterthur angeboten. Wir laden dich herzlich ein, dich über die aktuellen Termine und Kursangebote im Sunnehus-Kalender zu informieren. Tauche ein in die faszinierende Welt des Focusing und entdecke die Möglichkeiten zur Förderung von mentaler und seelischer Gesundheit.